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Gruppe G |
Reifen- und Felgengrößen
sind lt. DMSB-Regelwerk seit 2002 sehr freizügig geregelt.
z.B. sind für alle Fahrzeuge Felgenbreiten bis zu 7 Zoll möglich. Für
die optimale Auswahl der Größe für den jeweiligen Einsatzfall biete ich gern Beratung an. |
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Reifenlabel
(ab 1.Nov.2012) |
Gemäß Europäischer
Reifen-Kennzeichnungsverordnung gilt für alle ab 1.Nov.2012 gebauten
Reifen eine Kennzeichnungspflicht zu den Eigenschaften hinsichtlich
Kraftstoffeffizienz, Nasshaftung und externem Abrollgeräusch (Information
zum Reifenlabel). Für unsere Kunden sei klargestellt, dass diese
Verordnung NICHT für Reifen für motorsportliche Zwecke anzuwenden
ist. |
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UTQG
(Uniform Tire Quality Grade) |
"Treadwear"
Zahl
Angabe zur Klassifizieriung des Verschleißes des Reifens. je höher
die Zahl, desto länger hält der Reifen, im Umkehrschluss kann man
daraus annähernd ableiten, je niedriger desto höher der Griplevel des
Gummis. Ein normaler Wert für einen Straßenreifen liegt bei 200.
Nicht jeder Hersteller von Sportprodukten gibt diese Daten auf der
Flanke an.
"Traktion" Buchstabe
Dieser Buchstabe gibt an wie die Traktion bei widrigen Bedingungen
einzustufen ist (z.B. feuchter Belag).
Die Angabe geht von AA (höchste Traktion bei Nässe), über A, B bis
zu C (niedrige Traktion bei Nässe).
"Temperatur" Buchstabe
Dieser Buchstabe gibt an wie die Widerstandfähigkeit des Reifens
gegenüber Erhitzung einzustufen ist. Die Angebe gilt für korrekten
Luftdruck und Gewichtsbelastung innerhalb der zulässigen
Grenzen.
Es gibt folgende Stufen: A (höchste Widerstandsfähigkeit), B, C
|
Man muss
bei diesen Angaben allerdings beachten, dass die Angaben nicht auf
einer Norm zur Ermittlung basieren und somit nur bedingt über
alle Hersteller vergleichbar sind. |
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Luftdruck-Empfehlungen
(am Beispiel RE55) |
Angaben sind
Hersteller-Empfehlungen und gelten für kalte Reifen und
sollten nach jedem Lauf kontrolliert werden. Ein Anstieg durch Erwärmung ist gewollt und
einkalkuliert. Als Warmdruck sollte 2,3 nicht überschritten werden. Bei Unsicherheit oder
Problemen bitte nachfragen! |
Fahrzeugkonzept |
Slalom
[bar] |
Rennen
[bar] |
|
VA |
HA |
VA |
HA |
Frontantrieb |
1,6-2,0 |
2,0-2,3 |
1,6-1,8 |
2,0-2,3 |
Heckantrieb-Mittelmotor |
1,6-2,0 |
1,8-2,0 |
1,6-1,8 |
1,7-1,9 |
Heckantrieb-Frontmotor |
1,6-2,0 |
1,8-2,0 |
1,6-1,8 |
1,7-1,9 |
Allradantrieb |
1,6-2,0 |
1,8-2,2 |
1,6-1,8 |
1,7-1,9 |
Tipps
und Tricks |
Vielfältige Einflussfaktoren
spielen
bei der Auswahl und optimalen Ausnutzung geeigneter Renn- und Sportreifen eine große
Rolle. Neben sogenannten harten Faktoren wie Gewicht, Leistung und Antriebskonzept des
Fahrzeugs, Einsatzgebiet, Felgengröße, Renndistanz, Witterung, Fahrbahnbelag usw.
spielen weitere wichtige Grundsätze eine gewichtige Rolle dem Reifen entweder
keinen Schaden zuzufügen oder ihn einfach nur optimal zu nutzen.
Diese Soft-Fakts sind von jedem selbst zu beeinflussen und sollen hier angerissen
werden, damit niemand sagen kann, dass habe ich ja gar nicht gewusst!
Individuelle Beratung ist in jedem Fall ratsam. |
Einsatz
von Sport- und Rennreifen |
Renn
Eine Missachtung der technischen Grundsätze dieser Reifen kann lebensgefährlich
sein und muss daher durch die Unterbindung eines freien Verkaufes abgesichert werden. Bei
Semi-Slicks gibt es mitunter verschiedene Mischungen, die immer nur für
einen bestimmten Einsatzfall entwickelt wurden und auch nur dabei dann
perfekt funktionieren. Die Falsche Wahl von Reifentyp oder Gummimischung
kann gefährliche Folgen haben, daher ist unbedingt persönliche
Beratung ratsam. Ein Semi-Slick bei feuchten oder gar nassen
Straßenverhältnissen oder niedrigen Temperaturen einzusetzen
kann Lebensgefahr bedeuten und ist mit Bedacht einzusetzen. Eigentümer
sollten mit Semi-Slicks bestückte Fahrzeuge vor unbedachter Nutzung
schützen ! |
Verschleiß und Tragbild |
Um den Reifen optimal auszunutzen bzw.
nicht zu überfordern, ist Grundvoraussetzung, dass das Fahrwerk in einwandfreiem Zustand
ist. Einwandfrei heißt, dem Fahrzeug und Reifentyp entsprechend angepasst. Spur-,
Nachlauf- und Sturzwerte gehen extrem in die Reifenbelastung und natürlich in den Erfolg
beim Rennen ein. Sie hängen aber von dem Fahrzeug, der Reifengröße und den
Einsatzbedingungen ab, und können natürlich hier nicht als Idealwert vorgeschlagen
werden.
Eine einfache Methode den Reifen auf sein Wohlbefinden zu testen ist eine
Temperaturmessung.
Für kleines Geld gibt es Infrarotthermometer, mit denen man direkt nach einen Lauf
über die Lauffläche geht und die Temperaturverteilung von Innen nach Außen misst. Gibt
es große Unterschiede (mehr als 10 Grad) stimmt was mit der Achs-Geometrie nicht. Ist der
Wert absolut zu hoch (z.B. über 60 Grad) oder zu niedrig (z.B. unter 30
Grad), passen
Größe, Gewicht und Mischung nicht zueinander. Hat man kein Thermometer zur Verfügung
muss man sich über Tragbilder Klarheit verschaffen, wie der Reifen auf dem Asphalt
arbeitet. Außen- und Innenkanten dürfen z.B. nicht angenagt werden. Kanten an den
Profilrillen dürfen nicht stellenweise gefressen haben usw. |
Luftdruck |
Luftdruckangaben sind immer nur eine Grundempfehlung. Wichtig ist, dass mit dem Luftdruck der Reifen
gestützt wird. Will man ihn nicht beschädigen darf er also nicht zu niedrig werden
(siehe obige Tabelle). Er darf aber auch nicht zu hoch sein, dann ist man in Kurven zu
"langsam", weil die Aufstandsfläche wegen eines balligen Reifens kleiner wird.
Außerdem wird die Walkarbeit des Reifens verringert und die ist für die Erwärmung
wichtig. Dies gilt allerdings nicht für Kevlar-Reifen. Eine gute
Angewohnheit ist es, wenn man nach jedem Lauf den Luftdruckprüfer zur Hand nimmt,
kontrolliert und ggf. ablässt. Eine Veränderung von 0,2 bar macht sich im Fahrverhalten
bereits bemerkbar! |
Einfahren
von Reifen |
Sportreifen benötigen
vor dem ersten Einsatz eine Einfahrprozedur. Um das Gummi im Gefüge auszurichten,
die Montagepaste durch Erwärmung verdunsten zu lassen und auch die als Trennmittel in der Form verwendete
Silikonschicht von der Oberfläche abzubekommen, sollte vor dem ersten Einsatz der Reifen
einmal auf Betriebstemperatur gefahren werden. Achtung: Damit ist kein
Wheel-spin oder Hochbelastung gemeint, sondern eine Art Gummi-Massage,
die zur Erwärmung des kompletten Reifens
führt ohne ihn partiell zu überhitzen. |
Laufrichtung |
Die
meisten Sportreifen sind
laufrichtungsgebunden, d.h. sie dürfen nur in Laufrichtung (gemäß Pfeil auf der Flanke)
benutzt werden. Der Grund liegt in dem Aufbau der Karkasse und in der Vorgabe des Profils
(Wasserverdrängung und Kraftverteilung). Ein Wechseln der Räder von Vorne nach Hinten
ist grundsätzlich zu vermeiden, aber mit Bedacht machbar. Bei dem RE55
gibt es zusätzlich noch rechte und linke Reifen. Diese sind nur in
einer Laufrichtung und einer Fzg-Seite verwendbar. Die Unterschiedlichen
Ablaufeigenschaften der VA und HA müssen anschließend durch eine längere Einfahrzeit
kompensiert werden.
Ein Wechsel der Position ist in der Regel nur notwendig, wenn Tragbilder nicht optimal sind. Man
sollte besser an der Ursache arbeiten und nicht die Symptome bekämpfen. |
Lagerung |
Reifen sollen im Allgemeinen nicht dem
UV-Licht ausgesetzt werden, da UV-Licht die Weichmacher aus dem Gummi verdunsten
lässt.
Die Reifen werden also dadurch härter, was dem Renneinsatz natürlich extrem schadet.
Die Lagerung sollte bei mittlerer Feuchte und niedrigen Temperaturen stattfinden,
d.h. nicht im Heizungskeller usw. Die Reifen sollten (falls unmontiert) liegen, aber nicht
Gummi auf Gummi und nicht Gummi auf Beton, Stahl oder Plastik. Das Gummi schwitzt sonst
und würde einzelne Bestandteile flüchten lassen. Immer ein Stück Pappe oder Holz
dazwischen legen. Das gilt natürlich nur bei längerer Lagerung. Sind die Reifen
montiert können Sie auch stehen, müssen aber dann hin und wieder gedreht werden, um
keine Druckstelle zu erhalten. Bei korrekter Lagerung kann ein Reifen problemlos 2 Jahre
auf den Einsatz warten ohne einen spürbaren Performanceverlust zu
erleiden. |
Haltbarkeit |
Sind die Reifen älter als 6 Jahre, und
womöglich die Qualität der Lagerung nicht ganz klar, ist von Renneinsätzen abzuraten.
Liegt fundierte Erfahrung mit dem Reifentyp vor, so kann man nach ausgiebiger Einfahrzeit,
das Temperaturverhalten nachmessen und daraus schließen, ob sich das Gummi noch
"gut" verhält. Treten dabei Zweifel auf, ist die Verwendung abzulehnen. |
Flicken
? |
Das Flicken von Rennreifen ist generell
abzulehnen. Auch wenn ein Rennreifen sehr teuer ist, muss man in den sauren Apfel beißen
und den Reifen (oder Achsweise) ersetzen. Da man sich im Rennen bewusst
bis aufs
Äußerste an die Grenzen des Reifens und der Physik heranmacht, sollte einem hier die
Vernunft vor dem Geldbeutel liegen. |
Gummimischung |
Welche Mischung für welchen Einsatz?
Diese Frage ist niemals allgemein zu beantworten. Neben der Motorleistung, dem
Fahrzeuggewicht, der angestrebten Reifenbreite spielen ganz erheblich auch Dinge eine
Rolle wie Achsgeometrie, Fahrzeugkonzept, Fahrwerksauslegung, gewünschte
Einsatzbedingungen (Länge, Belag, Streckenführung) und natürlich ganz erheblich der
Fahrstil des Fahrers. Deshalb rate ich in jedem Fall zu einer Anfrage. Denn keiner kennt
den Reifen besser als wir. Eigene Erfahrungen und Kunden-Feedback geben uns wertvolle Informationen, aus
denen wir in Summe für jeden das Beste machen können. Das Messen der Härte eines
Reifens mit einem Härtemesser ist übrigens eine sehr unsichere Methode, da sie weder
die wichtige Walkarbeit durch den Karkassenaufbau noch den Temperaturverlauf im Gummi
berücksichtigt. Sie gibt lediglich bei der "normalen" Temperatur eine
Momentaufnahme.
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Load-Index |
Der Load-Index ist Teil der ECE-Reifenbezeichnung,
und beschreibt die maximale Tragfähigkeit des Reifens.
Diese Angabe nach ECE-Norm ist Vorschrift bei jedem Reifen, der
auf der Straße und auch bei vielen Motorsport-Veranstaltungen gefahren wird.
z.B. 205/50 R15 85V |
Load-Index |
Reifen-
tragfähigkeit
in Kg |
Load-Index |
Reifen-
tragfähigkeit
in Kg |
Load-Index |
Reifen-
tragfähigkeit
in Kg |
50 |
190 |
71 |
345 |
92 |
630 |
51 |
195 |
72 |
355 |
93 |
650 |
52 |
200 |
73 |
365 |
94 |
670 |
53 |
206 |
74 |
375 |
95 |
690 |
54 |
212 |
75 |
387 |
96 |
710 |
55 |
218 |
76 |
400 |
97 |
730 |
56 |
224 |
77 |
412 |
98 |
750 |
57 |
230 |
78 |
425 |
99 |
775 |
58 |
236 |
79 |
437 |
100 |
800 |
59 |
243 |
80 |
450 |
101 |
825 |
60 |
250 |
81 |
462 |
102 |
850 |
61 |
257 |
82 |
475 |
103 |
875 |
62 |
265 |
83 |
487 |
104 |
900 |
63 |
272 |
84 |
500 |
105 |
925 |
64 |
280 |
85 |
515 |
106 |
950 |
65 |
290 |
86 |
530 |
107 |
975 |
66 |
300 |
87 |
545 |
108 |
1000 |
67 |
307 |
88 |
560 |
109 |
1030 |
68 |
315 |
89 |
580 |
110 |
1060 |
69 |
325 |
90 |
600 |
111 |
1090 |
70 |
335 |
91 |
615 |
112 |
1120 |
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Theorie
rund um die Reifenhaftung |
Die Coulombsche Festkörperreibung
unterscheidet zwei Zustände: Haftreibung und Gleitreibung,
wobei die Haftreibung immer größer als die Gleitreibung ist. Die Reibungszahl µ ist als
Proportionalitätskonstante zwischen der Reibungskraft und der Normalkraft definiert,
also: FR=µFN
Auf einer schiefen Ebene stellt das µ der Haftreibung daher grade den Tangens des Winkels
dar, bei dem ein Klotz zu rutschen beginnt. Verringert man darauf hin den Winkel so ergibt
sich das µ der Gleitreibung grade aus dem Tangens des Winkels, bei dem der Klotz wieder
stehen bleibt. Der Tangens kann mathematisch Werte zwischen -unendlich und +unendlich
annehmen, wobei physikalisch nur positive Werte sinnvoll sind (sonst wäre die
Energieerhaltung verletzt). Daher kann der Reibwert µ Werte zwischen 0 und +unendlich
annehmen. Eine Grenze bei 1 (Winkel 45°) ist unsinnig und wird von vielen Materialen
überschritten (z.B. Alu/Alu 1.05, Nickel/Nickel 5.0, etc.). Bei Alu/Alu liegt sogar die
Gleitreibung bei 1.04.
Die Festkörperreibung hat folgende Eigenschaften:
- Haftreibung > Gleitreibung
- Die Reibkraft ist nur von der Normalkraft abhängig, nicht von
der Auflagefläche
- Die Gleitreibung ist geschwindigkeitsunabhängig
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Gummireibung
Gummi ist kein Festkörper, sondern eher eine sehr
viskose (zähe) Flüssigkeit. Daher gilt die Festkörperreibung nicht. Trotzdem
kann man natürlich einen Proportionalitätswert definieren, der auch als Reibbeiwert
bezeichnet wird. Dieser ist aber nicht mehr konstant, sondern hängt von sehr vielen
Faktoren ab. Z.B. gehen Normaldruck, Auflagefläche, Temperatur, Geschwindigkeit und
einiges mehr in die Reibung ein. Die Gummireibung setzt sich aus vier Einzelkomponenten
zusammen:
- Adhäsionsreibung beschreibt die molekularen
Anziehungskräfte zwischen Reibpartnern. Sie stellt auf trockener Fahrbahn den
dominierenden Teil dar und ist vor allem von der Auflagefläche und den
Materialeigenschaften abhängig.
- Hysteresereibung beschreibt die Dämpfungsverluste
durch Deformation auf rauhen Fahrbahnen. Sie ist von den viskoelastischen
Eigenschaften
des Gummis, der Oberflächenbeschaffenheit und der Geschwindigkeit abhängig.
- Der viskose Reibkraftanteil beschreibt die Scherung
eines Zwischenmediums, wie z.B. einem Wasserfilm auf nasser Fahrbahn.
- Der Kohäsionsreibverlust stellt den Energieaufwand zur
Erzeugung neuer Oberflächen (Abrieb) dar.
Die Adhäsionskomponente ist direkt proportional zu effektiven Berührungsfläche, die
durch die Hysterese des Reifengummis jedoch verringert wird. Der Hystereseanteil hat noch
einen weiteren Effekt, er bestimmt nämlich über die viskoelastischen
Eigenschaften des
Gummis die Kontakttiefe des Reifens und damit wiederum die Kontaktoberfläche:
Aufgrund der Federungs- und Dämpfungseigenschaften des Gummis nimmt die Kontakttiefe mit
steigender Geschwindigkeit nichtlinear ab. Daher nimmt auch die Reibung mit der
Geschwindigkeit ab!
Der steile Anstieg bei wenig Schlupf ist durch die
Längssteifigkeit des Reifens bedingt. Man bezeichnet es als Deformationsschlupf.
Noch vor Erreichen des Maximums kommen bereits Gleitanteile dazu, die dann die
rückwärtige Flanke maßgeblich bestimmen. Bei 100% Schlupf ist dann der komplette Reifen
im Gleiten.
T. Bachmann kam aufgrund seiner Messungen zu folgendem Fazit:
"Die Untersuchung der Interaktionen im
Prozess der Reibung zwischen Reifen und Fahrbahn liefert folgende Ergebnisse:
- Nur mit Hilfe der Kontaktverhältnisse zwischen Reifen und Fahrbahn
lässt sich der Prozess der Reibung als Resultat der Überlagerung der beiden Effekte
Adhäsion und Hysterese interpretieren. Für die Adhäsion ist die tatsächliche
Kontaktfläche A zwischen Reifengummi und Oberfläche entscheidend; für die
Hysterese das
durch die Fahrbahnrauhigkeiten verformte Gummivolumen Q.
- Der Traganteil zwischen Reifengummi und Oberfläche beträgt meist
zwischen 10 und 25%. Der Kontakt ist dabei nicht flächig, sondern nur punktuell
ausgebildet, was zu lokalen Drucküberhöhungen mit Drücken an den Kontaktstellen
zwischen 100 und 700 N/cm2 führt.
- Die Kontakttiefen als Maß für das Eindringen der Rauhigkeitsspitzen
in den Reifen bewegen sich zwischen 0,4 und 1,6mm auf realen Fahrbahnen unter
Standardbedingungen.
- Sowohl die tatsächliche Kontaktfläche A als auch das verformte
Gummivolumen Q hängen über die Kontaktmechanismen von der Fahrgeschwindigkeit ab und
beeinflussen so die Höhe des Reibwerts über der Geschwindigkeit.
- Der Steilaufstieg der Reibwert-Schlupf-Kurve wird
ausschließlich bestimmt durch Reifeneigenschaften wie die Längssteife und die
viskoelastischen Materialeigenschaften der Laufstreifenmischung. Er repräsentiert die
Kraft-Verformungskennlinie des Reifens.
- In diesem Bereich dominiert der Deformationsschlupfanteil am
Gesamtschlupf. Mit weiter ansteigender Kraft kommen Gleitanteile am Gesamtschlupf hinzu.
Im Reibwertmaximum befinden sich etwa 3/4 aller Anteile des Reifenlatsches lokal schon im
Gleiten.
- Ein Absinken des Reibwertmaximums durch Reduktion der zwischen Reifen
und Fahrbahn übertragbaren Kräfte bedingt auch ein Absinken des Schlupfwerts, bei dem
das Reibwertmaximum auftritt.
- Ein Zwischenmedium hat den mit Abstand größten
Einfluss und betont
andere Parameter in ihrer Auswirkung auf den Reibwert. Reifen- und Fahrbahnparameter haben
geringeren Einfluss und überlagern sich gegenseitig.
- Das Verhältnis von Reibwertmaxima zu Blockierreibwert bleibt für
einen Reifen und eine Oberfläche z.B. bei einer Variation der Profiltiefe
gleich.
- Eine Veränderung der viskoelastischen Materialeigenschaften der
Laufstreifenmischung durch Variation von Füllstoff, Füllgrad und Art der Polymerisation
verändert zwar die absolute Höhe der Reibwert-Schlupf-Kurve, nicht aber deren Lage auf
der Schlupfachse.
- Die Kombination eines hohen Anteils des Füllstoffs Silica mit durch
Lösungspolymerisation hergestellten SBR-Kautschuken verspricht generell ein hohes
Reibwertniveau.
- Oberflächen mit niedrigem Reibwertniveau bewerten
Mischungsunterschiede von Reifen eher weniger als Fahrbahnen mit hohem Reibwertniveau.
- Das Gleitreibverhalten von Gummiproben verschiedener Mischungen wird
auf rauhen Oberflächen stärker differenziert als auf glatten, Dagegen ist der Abfall der
Gleitreibwerte mit wachsender Geschwindigkeit auf einer glatten Oberfläche stärker als
auf einer rauhen.
- Zwischen den viskoelastischen Kenngrößen verschiedener
Laufstreifenmischungen (Verlusttangens "tan d" und Verlustmodul M Scherbeanspruchung G) und
dem Gleitverhalten einer Gummiprobe auf einer rauhen Oberfläche bei niedriger
Geschwindigkeit besteht eine eindeutige Korrelation.
- Auch zwischen den auf trockener Fahrbahn gemessenen
Reibwertmaxima
von Reifen derselben Mischung und der viskoelastischen Kenngröße
"tan d" lässt sich eine
klare Beziehung herstellen. Daraus kann geschlossen werden, dass wie in der
vereinheitlichten Gummireibungstheorie postuliert die Höhe von Adhäsions- und
Hysteresekomponente von derselben viskoelastischen Eigenschaft des
Reifengummis abhängt.
- Profiltiefe und Reifeninnendruck haben bei niedrigen
Geschwindigkeiten eher geringen Einfluss auf den Reibwert. Auf aus Glaskugeln gebildeten
Modelloberflächen hängt der mit einem Reifen gemessene Maximalreibwert bei Nässe vom
verdrängten Gummivolumen und der tatsächlichen Kontaktfläche ab.
- Für einzelne Typen von Oberflächen lässt sich das Reibverhalten
auf nasser Fahrbahn mit einfachen Mechanismen zur Kraftübertragung erklären. Für alle
in der Realität gemessenen Fahrbahntexturen lassen sich keine klaren Abhängigkeiten
angeben, doch ist für verschiedene Fahrbahnbeläge die Angabe von Streubändem möglich.
- Während die Variation von Reifenparametern keine Auswirkung auf die
Form der Reibwert-Schlupf-Kurve hat, verändern Fahrbahnparameter das Aussehen der
Reibwert-Schlupf-Kurve.
- Der Abfall der Reibwerte mit steigender Geschwindigkeit
lässt sich
mit dem negativen Gradienten des Verlustmodul-Frequenz-Verlaufs erklären.
- Für drei Oberflächen wurden Geschwindigkeits-Schlupf-Kennfelder des
Reibwerts für die trockene und nasse Fahrbahn erstellt, deren Verlauf sich mit der
vereinheitlichten Gummireibungstheorie begründen lässt. Der Verlauf der
dreidimensionalen Diagramme ist das Ergebnis der Überlagerung der Parameter im
Prozess der Reibung.
- Die Interaktion der vier Parametergruppen kann nur über die am
Kraftübertragungsprozess beteiligten Mechanismen interpretiert werden."
|
Wie sieht's in der Praxis aus
Und nun meine Interpretation des Verhaltens:
Während der normalen Fahrt bewegt man sich immer im steilen Anstieg der Schlupfkurve. Der
Reifen baut genau soviel Schlupf auf, wie er für die Kraftübertragung an Reibung
benötigt. Möchte man z.B. in 4 Sekunden von 0 auf 100km/h beschleunigen, so benötigt
der Reifen eine Reibung von 0,7. Er wird daher auf trockenem Asphalt etwa 4% Schlupf
haben, auf Kopfsteinpflaster jedoch rund 12%. Obwohl in beiden Fällen das Reibmaximum
noch nicht überschritten ist, wird man als Fahrer auf dem Kopfsteinpflaster
ein
schmierigeres Gefühl bekommen.
Möchte man nun stärker beschleunigen, bremsen oder schräger um die Kurve fahren,
nähert man sich immer weiter dem Maximum der Kurve. Wenn man dieses überschreitet,
schmiert der Reifen weg und "rutscht" auf der Kurve in Richtung des 100%
Schlupfes. Je steiler die Kurve in diesem Bereich abfällt, desto plötzlicher und
unkontrollierbarer schmiert der Reifen weg. Auf nassem Kopfsteinpflaster lassen sich die
Drifts daher leichter beherrschen und die Haftgrenze erfahren, als auf nassem Asphalt.
Allerdings rät die insgesamt niedrigere Haftung zu einen entsprechend vorsichtigem Umgang
mit dem Gas.
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Schlussbemerkung - Alle Theorie ist grau
Reifen haften nur gut, wenn sie warm sind und Bodenkontakt
haben.
Wie gut der Reifen seine Betriebstemperatur erreicht, hängt im wesentlichen von den
Umgebungsbedingungen und dem Luftdruck im Reifen ab.
Für den Bodenkontakt sind ebenfalls Reifenluftdruck und die korrekte Einstellung der
Feder- und Dämpfungselemente von entscheidendem Einfluss. Der Luftdruck beeinflusst
nämlich stark die Dämpfungseigenschaften des Reifens.
Keine Straße ist eben! Es gibt überall und immer Wellen, denen das Rad möglichst folgen
sollte. Das kann es aber nur, wenn Federung und Dämpfung korrekt abgestimmt sind.
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Literatur
- Thomas Bachmann:
"Wechselwirkung im Prozess der Reibung zwischen Reifen und Fahrbahn"
VDI-Verlag 1998, ISBN 3-18-336012-8
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